Kartular

Schriften aus dem 14. Jahrhundert

Ein Gegenstand, der die Erinnerung an den König am Leben erhalten sollte: Die bekannte Grabplatte von König Rudolf von Habsburg, Vater von Albrecht, in der Krypta des Speyrer Doms. Sie soll bereits zu Lebenszeiten Rudolfs in Auftrag gegeben worden sein und seine lebensechten Züge tragen.

Foto: Thomas Meier

Erinnerungsorte, Erinnerungsobjekte – Ergebnis

Alle Lösungen sind richtig.
Grundsätzlich ist jede Quelle und jeder Überrest auf seine Erinnerungsfunktion zu untersuchen. So können auch Waffen, die als Repräsentationsstücke hergestellt worden sind, Erinnerungszwecken dienen. Lieder und Musikstücke stehen oft am Anfang einer Überlieferungstradition. Sie prägen die Berichterstattung über ein Ereignis oder eine Person. Geradezu offensichtlich ist die Memorialfunktion eines Grabsteines. Weniger evident ist sie beim Gebrauchsschriftgut, allerdings sind auch (Verwaltungs-)Dokumente oft hergestellt und insbesondere archiviert worden, um an eine Person oder ein Ereignis zu erinnern.
In den Funktionalitäten der einzelnen Quellen kommt es deshalb zu Überlappungen: Eine Urkunde oder ein anderes Schriftstück dient zum einen administrativen Zwecken und informiert über Besitz und Einkünfte. Durch die Aufbewahrung erhält es aber eine weitere Funktion: Es wird eine Tradition aufgebaut. Dies zeigt sich, wenn Urkunden in ein Kopialbuch übertragen werden. Sie werden dann Teil einer Dokumentation, welche die Geschichte einer Institution festhält.

Phänomene der Erinnerung an Personen oder Ereignisse werden in der Forschung meist mit dem Begriff der Memoria umschrieben. Ihre Wurzeln haben diese Prozesse in der religiös-liturgischen Lebenswelt. Das Christentum kann als sogenannte «Erinnerungsreligion» beschrieben werden, weil das Gedenken an die Heilstaten Gottes einer der Hauptinhalte des Glaubens ist. Die Memoria betrifft im weiteren vor allem das Totengedenken: Mit Jahrestagen, Gedenkbüchern und Nekrologien wird Heiligen und auch verstorbenen Mitgliedern der eigenen Gemeinschaft, beispielsweise innerhalb eines Dorfes, gedacht. Diese Erinnerungsprozesse haben immer eine soziale Komponente, beispielsweise indem Feste gefeiert werden. Das Stifterwesen steht selbstverständlich in enger Verbindung mit den Prozessen der Memoria.