Bullinger-Briefwechsel


Staatsarchiv Zürich E I 3. 1, Nr. 63

Die Transkription lautet:

Gratiam et pacem a Domino. Charissime Heymryche
hic quem vides Carolstadius est, Homo sane talis
qualem se Luterus esse credit, cum tamen non sit
alius quam ipse Carolstadium esse predicat. Eum
deduci ad iter quod Basileam pergit facito. Stren-
nue pauper est, quapropter qui quid potestis iuuate
et opitulamini, non ut nostra hauriatis: Sed
ut de nostro quid ei refectionis obueniat.
Vale et Geruasio salutem nostro nomine iubeto.
Tiguri. 22. diei Iunii diluculo. 1530.
Huldrych Zuinglius
tuus.
Übersetzung:

Gottes Gnade und Frieden, liebster Heinrich!
Der, den Du anblickst, ist Karlstadt, fürwahr ein solcher Mann, wie Luther zu sein glaubt, obwohl dieser selbst freilich genau so ein [Übler] ist, wie er es von Karlstadt behauptet. Ich habe ihn auf die Reise geschickt; sieh du zu, dass er weiter nach Basel kommt. Er ist furchtbar arm, deshalb helft und steht ihm bei, wenn Ihr könnt – nicht in dem Mass, dass unsere Mittel strapaziert werden, sondern so, dass ihm daraus eine gewisse Verbesserung seiner Lage zuteil werde.
Lebe wohl und grüsse den Gervasius [Schuler] in unserem Namen.
Zürich, bei Tagesanbruch am 22. Juni 1530.
Dein
Huldrych Zwingli.