Bullinger-Briefwechsel

Staatsarchiv Zürich E II 339, Nr. 210

Die Transkription lautet:

Gratiam et pacem a Domino.
Fouet hic miserandus senex filium do-
mi (quem nosti Ioannem Gingium) paralisi deiectum, cum interim
ab hoc exigatur docendi offitium. Ceterum cum non ignoret
quanti referat quem suis praefitiat, nemini arduum hoc negotium
citius concredidit, atque tibi Zuingli doctissime quippe qui pro ista
tua uigilanti ecclesiarum cura et possis et uelis adminiculari.

Sunt enim illic apud uos plurimi ad hasce res eidonei. Obse-
cramus itaque, ut te nobis, imprimis uero ouibus Christi hac in
re impendas, denique boni consulas temeritatem nostram qua
seueriora tua audemus interturbare studia. Dominus Iesus
te nobis diu seruet incolumem.
24 Nouembris 1529.
Tuus Henricus Bullingerus
Übersetzung:

Gottes Gnade und Frieden.
Hier pflegt ein bedauernswerter Greis zuhause seinen Sohn (Du kennst ihn: Johannes Gingi), der an einer Lähmung erkrankt ist, während inzwischen von ihm gefordert wird, das Lehramt auszuüben. Weil er nun aber ganz genau weiss, wie wichtig es ist, wessen Obhut er die Seinen anvertraut, übergab er diese schwierige Aufgabe niemandem eher als dir, hochgelehrter Zwingli, der du nämlich wegen dieser deiner wachsame Sorge um die Kirchen sowohl helfen könntest als auch möchtest. Es gibt nämlich dort bei Euch viele für diese Sache Geeignete. Wir bitten deshalb inständig, dass du dich unser, besonders aber der Schafe Christi in dieser Sache annimmst, und überhaupt unsere Verwegenheit nicht verübelst, mit der wir uns erdreisten, deine ernsteren Beschäftigungen zu unterbrechen. Der Herr Jesus möge dich uns lange heil erhalten.
24. November 1529
Dein Heinrich Bullinger