Brief: Werbeschreiben für Markt
Die Transkription lautet:
Hierumb bitten wir üch gar früntlich, ir
wöllen umb unsern willen uns gonnen und erlouben, sölich
märckt und gredhus in üwer statt offenlich ze rüffen und
ze offnen und den lüten ze verkünden uns dz nit versagen,
sonder tun, alz wir üch wol getrüwen, dz wellen wir mit
willen umb üch beschulden, und wellen ir üns sölichs
gonnen, dz wellen disem ünserm potten ze wissende tun,
damit er sölich märckt und gredhus wisse ze offnen. Ouch
bitten wir üch, mit üwern koufflüten zureden, sölich
märckt zusuchen und dz ir dahin zefüren, wz denn in dz
gredhus dem gredmaister geantwürt wirt, würde dez
ihtz verloren, versprechen wir, dz wider zekeren. Geben am
zinßtag nach sant Gallen tag, anno etc. 50.
Graf Hugo von Montfort, Herr zu Rotenfels, einer abgegangenen Burg in Immenstadt/Allgäu, bittet Bürgermeister und Rat von St.Gallen, mit einem Boten in St.Gallen für sein Gredhaus (Lager) sowie den Jahr- und Wochenmarkt von Langenargen öffentlich Werbung machen zu dürfen. Weiter bittet er den Rat, die St.Galler Kaufleute zum Besuch der Langenargener Märkte aufzufordern, zudem garantiert er für die Sicherheit der im Gredhaus eingelagerten Waren. Der auf den 20. Oktober 1450 datierte Brief weist auf die Bedeutung oben erwähnter Getreideimporte bereits im Spätmittelalter hin: Besonders erwähnt wird nebst Wein der Verkauf von Korn.
Erklärungen
ze rüffen und ze offnen = ausrufen und ankündigen (werben)
nit versagen = nicht verbieten
beschulden = vergelten, verdienen
pott = Bote
zusuchen = aufzusuchen
geantwürt = zur Aufbewahrung übergeben
ihtz = etwas
wider zekeren = zu ersetzen