Brief: Werbeschreiben für Markt

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Stadtarchiv St.Gallen, Tr. XXII, No. 3b.

Die Transkription lautet:

Unser früntlich dienst zu vor ersammen wysen lieben und guten
gönner. Wir haben von unserm aller gnedigosten herren dem
Römischen künig etc. erworben ain gredhus und ain jarmarckt
gen Argen uff sant Lienharts tag, järlichs und all wochen
wöchentlich am fritag ain wochen marckt, da man denn korn,
win und allerlay ze kouffen findet, ouch den lüten, so dz ir in
dz gredhus legen, wol versorgen lassen und gut herberg geben
wellen, alz wir dz mit den wirten geschafft haben, darumb
wir üch vormalz ouch geschriben und sölichs ze wissende
getan haben.

Besonders wichtig für die Ostschweiz war die Einfuhr von schwäbischem Getreide, die sich quellenmässig bis ins Mittelalter zurückverfolgen lässt. Im Zuge der starken Ausrichtung weiter Teile der Ostschweiz auf die textile Heimarbeit im 17., 18. und 19. Jahrhundert hatte sich eine feste Tauschbeziehung über den See ergeben: Schwaben belieferte die Ostschweiz mit Getreide, und umgekehrt gelangte Geld nach Süddeutschland. Eine Folge davon war die Vernachlässigung des Ackerbaus auf Schweizer Seite und somit die Abhängigkeit in der Versorgung mit dem wichtigsten Grundnahrungsmittel. In Zeiten schlechter Ernten konnte dies zu todbringenden Hungersnöten wie in den Jahren 1771/1772 und 1816/17 führen.

Erklärungen
gredhus = Zollstätte und Lagerhaus
Argen = Langenargen
dz ir = das Ihrige, ihre Ware