Brief Hildebrand Veckinchusens an seine Frau Margarete 1422

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Inszenierung verschiedener Gewürze im Europäischen Hansemuseum Lübeck. Foto: Europäisches Hansemuseum © Olaf Malzahn

Die Transkription lautet:

In den namen uns heren. Greteken, leyve wyff, dy gheleyve to weten, dat ick in 8 weken nu breyf van dy hat hebbe noch van mynem broder, dat my nicht leyff ein is. Syvert noch du einscryvet my gheyn underscheyt van al woy ju dar gan mach myt allen saken, dat wysste ick to male ghernne, woyt umme al dinch sin mochte.
Übersetzung:

Im Namen unseres Herren. Margarete, liebes Weib, es sei Dir Geliebte zu wissen, dass ich in acht Wochen weder von Dir noch von meinem Bruder einen Brief bekommen habe, was mir nicht lieb ist. Weder Sivert noch Du haben mir geschrieben von allem, das ihr da macht mit allen Sachen, dabei wüsste ich doch gerne, wie es um alle Dinge sein möge. 

Hintergrund:

Hildebrand Veckinchusens Geschäfte blieben nicht erfolgreich. Die "venedyesche selschop" musste, unter anderem aufgrund eines Überangebots an Pelzen, 1415/16 aufgelöst werden. Das Ehepaar zog 1418 wieder zurück nach Lübeck. Doch die finanzielle Schieflage verschlechterte sich in den Folgejahren, als Veckinchusens Plan, ein Salzmonopol in Livland aufzubauen, scheiterte. Die zahlreichen Gläubiger, die ihm auch durch die Krise im Venedighandel geholfen hatten, konnnte er nicht auszahlen. Am 17. Januar 1422 wurde er im Brügger Schuldturm, dem "Stein", inhaftiert.

Aus seiner Haft sind zahlreiche Briefe überliefert. Darin bat Veckinchusen mehrere Geschäftspartner, Neffen und Verwandte, darunter auch seinen Bruder Sivert, ihn aus dem Schuldturm zu befreien. Doch anstelle von finanziellen Mitteln schickten die Angehörigen Ratschläge: Veckinchusen solle Lübeck hinter sich lassen und mitsamt seiner Familie nach Livland ziehen, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. In Lübeck wäre sein Ruf durch seine Misserfolge geschädigt.

Entgegen der Ratschläge entschied Margarethe Veckinchusen, mit den Kindern in Lübeck zu bleiben, während Hildebrand aus der Gefangenschaft versuchte, zu Geld zu gelangen. Margarethe musste das Haus 1423 verlassen, nachdem sie Wertgegenstände wie ihren Brautschmuck und teure Kleider verkaufte. Ihr Schwager Sivert unterstützte die Familie, indem er für Nahrung und Kinderkleidung aufkam.