Privaturkunde

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Das St. Galler Heiliggeist-Spital erhält Besitz in Wilen bei Bischofszell:
Stadtarchiv St. Gallen, SpA, Tr. D, 28, No. 1.

Die Transkription lautet:

diz geschach
in der stat ze Wangen, do man zalte von unsers herren geburtlichem tage tusent iare unde
zeweihundert iare unde sibench iare unde in dem sibendem iare; disses sint gezuge herre
Iohannes Ougeli an dem margte und her Egelolf der Munser und her Jacob und her Henrich
die Blarrer; an disen brief so hat gehenchet diu frowe von Brashberg ir insigel unde ir wirts
hern Ludewiges und ir sun her Swiger der Tumbe sin insigel ze eime gezuge und ze einer staete
iemer me amen.

Richenza, die Gemahlin Ludwigs von Prassberg (abgegangene Burg nordwestlich von Wangen im Allgäu), schenkte 1277 dem städtischen Spital in St. Gallen Besitz in Wilen in der Gemeinde Sitterdorf bei Bischofszell. Sollte das Gut bebaut werden, hatte die Schenkerin Anspruch auf eine jährlich vom Spital zu zahlende Abgabe in der Höhe von 10 Schilling. Mit dem Tod der Donatorin erlosch diese Zinspflicht.

Die Urkunde fällt auf durch die Linierung und die für eine Urkunde eher ungewöhnliche Schrift. Obschon drei Siegler angekündigt und drei Schnitte im Pergament für die Siegelstreifen gezogen sind, hängen nur zwei Siegel an der Urkunde, und zwar jenes von Swigger Tumb von Neuburg (Vorarlberg), dem Sohn aus erster Ehe der Richenza, sowie jenes des Ritters Ludwig von Prassberg, ihres zweiten Ehemanns.

Erklärungen margt = Markt
insigel = Siegel
gezuge = Zeuge
staete = Bestätigung, Sicherheit