Privaturkunde

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Das St. Galler Heiliggeist-Spital erhält Besitz in Wilen bei Bischofszell:
Stadtarchiv St. Gallen, SpA, Tr. D, 28, No. 1.

Die Transkription lautet:

In dem namen unsers herren. So si kunt allen den, die disen brief horren lesen, daz fro R.
hern Ludiwiges frouwe von Brashberg hat gegeben und iriu chint mit ir wirtes gunst hern
Ludewiges iro eigen, daz da heizet ze dem Willer ime Riet, an den spital ze sante Gallen dem
Heiligen Geiste, unde swenne diz selbe guot ze bouwe wirt braht, so sol der spital dirre vor ge-
nander frouwen alle iaerlichen geben zehen schillinge Costenzerre phennigge unz an ir tot, ob
sis nemen wil, und swenne si irstirbet, so sint dem spitale die phennigge ledich.

Im Gegensatz zu öffentlichen Spitälern unserer Zeit basierte der Betrieb vollständig auf selber erwirtschafteten Mitteln. Die wirtschaftliche Grundlage bildete – wie beim Kloster – der Güterbesitz, der zu einem grossen Teil durch Schenkungen oder Stiftungen ans Spital gelangte. Diesen im näheren und weiteren Umland liegenden Grundbesitz liess das Spital durch die dort ansässigen Bauern bewirtschaften; die Natural- und Geldzinsen daraus waren die wichtigste Einnahmequelle.

Der wirtschaftliche Einzugsbereich des Heiliggeist-Spitals St. Gallen reichte vom Thurgau über das St. Galler Rheintal an den Alpstein bis ins Toggenburg. Besonders gewinnbringend war im Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit der Weinbau; hinzu kam der Handel mit Schlachtvieh. Neben dem Kloster St. Gallen war das St. Galler Spital die grösste Herrschaft über Land und Leute in der Region.

Erklärungen fro R. = Frau Richenza
wirt = Ehemann
ze bouwe wirt braht = bebaut wird
unz = bis
ledich = ledig, frei