Elucidarius - das älteste dänische Vaterunser

AM 78 8vo, fol. 28v/29r (© Den Arnamagnæanske Samling).

Diese Handschrift enthält auch zahlreiche Lieder, die mit Noten versehen sind. Das Marienlied Mith hierthæ brendher heth som boll (Mein Herz brennt heiß wie Feuer) wird Per Lille Ræv zugeschrieben, einem der wenigen mit Namen bekannten mittelalterlichen dänischen Dichter.

Die Transkription lautet:

Wor father ther i
hymaerighae aer. helliest aer tith
naffn, thil kommae tith righae.,
tyn williae skal waerae saa paa.
iordhen som i hymmelen, Gyff oss
i daw worth daulighae brödh.,
Oc forlath oss worae brothae sosom
wi forlathae them ther woss om
moth brydhae, Oc ledh woss ey
i frestelsae, Men frels woss aff
alth onth Amen

Moderne dänische Übersetzung zum Vergleich
Vor Fader, du som er i himlene! Helliget blive dit navn, komme dit rige, ske din vilje som i himlen således også på jorden; giv os i dag vort daglige brød, og forlad os vor skyld, som også vi forlader vore skyldnere, og led os ikke ind i fristelse, men fri os fra det onde. Amen.

Mittelalterliches Dänisch bewegt sich zwischen teils phonetischen, teils konservativen bis archaisierenden Schreibweisen, so dass die tatsächliche Aussprache oft nur an der hyperkorrekten Schreibweise erkennbar ist. <th> stand ursprünglich für /θ/, wird nun aber auch für /t/ und /ð/ verwendet, da /θ/ und /t/ im Anlaut zu /t/ und /t/ und /ð/ im In-und Auslaut zu /ð/ zusammengefallen sind. So steht thil statt til und father statt fadher.