Urkunde König Hákon V. Magnússon

Die gotische Kursive kennt viele Varianten. Hier ist auffällig, dass die Oberlängen, beispielsweise bei k und l gegabelt sind und keine Schleifen haben, was eher typisch für die Textualis ist. Dagegen sind hier zahlreiche andere Luftlinien besonders bei ð, þ und den Nasalstrichen zu sehen. Das doppelstöckige a ist charakteristisch für die ältere Kursive (cursiva antiquior). Typisch altwestnordisch - abgesehen von der Sprache - sind das insulare f und natürlich die Buchstaben þ und ð.

Die Transkription lautet:

ver takum korsbröðr j niðarose ok allt þat aer þeir aeigu j rettyndum ok goðz eftir fonnom siðuenium j vara
fulla vaernd ok konunglaegt traust - fyrir bioðande huerium manne. laerðom ok laeikmannum j huaerri staet aeða tigund saem huaer aer
korsbraeðrom j niðarose maein gaera. aeða misþyrma j nokorom lut
Übersetzung:

Wir stellen die Kanoniker in Nidaros und all ihre Rechte und ihr Gut nach alter Gewohnheit unter unseren vollständigen, königlichen Schutz und Schirm, indem wir jedem Manne, ob Kleriker oder Laie, gleich von welchem Rang und Stand verbieten, dass er den Kanonikern Schaden zufügt oder in irgendeiner Weise übel mitspielt.

Jede Urkunde ist nach einem bestimmten Formular aufgebaut. Mehr dazu findest du im Tutorium «Urkunden und Diplomatik». Der hier gewählte Ausschnitt bildet die dispositio, den inhaltlichen Kern der Urkunde. Die meisten norwegischen Urkunden sind in der Reihe Diplomatarium Norvegicum ediert.