Älteste Urkunde von Zürich

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Karolingische Privaturkunde. Anfang 9. Jahrhundert. Stiftsarchiv St. Gallen, Urk. I 184.

Die Transkription lautet:

Si quis vero, ego ipse aut aliquis de heredibus nostris vel pro heredibus ipsam rem aut censum de illo mo-
nasterio abstrahere aut negare de illo censo presumpserit, tunc sit culpabilis ad ipsum monasterium duplum repetitionem, quantum in tradicionem
istam contenit, et in fisco auri uncia una et argento pondera una, et nullus hominus vindicare non valeat, sed tradicio ista firma permaneat stibula-
cione subnexa. Actum in vico publico Turigo. Signum Nanzoni et filio eius Ratperti, qui fieri rogaverunt. Signum Bicconi. Signum Uuolfharti. Signum Crimheri. Signum Anthadi.
Signum Uuolfuuini. Signum Engilberti. Heidinc. Signum Sigolti. Signum Huadalperti. Signum Undolfi. Signum Altmanni. Signum Herigaeri. Signum Fruatini. Signum Hiltigaer. Signum Ruadperti.
Signum Fartmanni.

Verletzt der Schenker oder einer seiner Nachkommen die in der Urkunde fixierten Bestimmungen, werden Strafmechanismen ausgelöst. Die  Poen oder Strafklauselsieht in diesem Fall eine Zahlung des doppelten Wertes des übertragenen Besitzes (duplum) an den Geschädigten und jeweils einer Unze Gold und Silber an den Fiskus vor. Die Klausel stipulatione subnexa am Schluss des  Kontextes entstammt noch der römischen Urkunde und dient der erneuten Bekräftigung des Vertragsinhalts. Sie hängt eng mit den Unterschriften oder Signa des Ausstellers und der Zeugen im  Schlussprotokoll zusammen. Zuvor folgt die Nennung Zürichs als Ausstellungsort der Urkunde.

Nach alemannischem Gesetz waren mindestens sieben Zeugen notwendig, um eine rechtsgültige Urkunde herzustellen. Keiner der hier genannten 16 Zeugen unterschrieb allerdings selber. Die Signa stammen wie der Rest der Urkunde von der Hand des Schreibers Salerat, der sich in der vorletzten Zeile nennt. Er schreibt anstelle von Bernigarius, dessen Hand wir auf der Rückseite der Urkunde finden. Noch vor der Reinschrift der Urkunde erfasst dieser die Namen des Ausstellers und der Zeugen in Form eines  Voraktes.