Äldre Västgötalagen

Cod. Holm. B 193 fol. 2r (Photo Jens Gustavsson, Kungliga biblioteket): Dieses in der Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Fragment ist die älteste Handschrift in schwedischer Sprache überhaupt und enthält als einziger Textzeuge neben B 59 einen Teil des Äldre Västgötalagen. Hier ist die paläographische Nähe zum westnordischen Raum noch auffälliger, da neben þ und der m-Rune auch ð und das insulare f verwendet werden.

Die Transkription lautet:

Huggar maþer hand
af man. boetae niv markaer. firi sar. ok iij markaer firi laest.
Huggaer maþer þumulfingaer. af man boetae ix markær firi saer
ok tolf oerae. firi laest. firi. þaen þaer. nest ix markaer firi saer
ok saex. oerae. firi laest. firi laengstae fingaer ix markaer firi
sar. ok half mark firi laest. firi. þaen. þaer. ær naest ix
markær firi saer. ok tva. oerae firi laest. firi litlaen fingaer
ix markær firi saer. ok. orae firi laest
Übersetzung:

Schlägt ein Mann die Hand von einem andern ab, büße er neun Mark für die Wunde und drei für die Verstümmelung. Schlägt ein Mann den Daumen von einem andern ab, büße er neun Mark für die Wunde und zwölf Öre für die Verstümmelung. Für den, der zunächst ist, neun Mark für die Wunde und sechs Öre für die Verstümmelung. Für den längsten Finger neun Mark für die Wunde, eine halbe für die Verstümmelung. Für den, der zunächst ist, neun Mark für die Wunde und zwei Öre für die Verstümmelung. Für den kleinen Finger neun Mark für die Wunde und eine Öre für die Verstümmelung.

In mittelalterlichen germanischen Rechtsbüchern wird der Täter nicht bestraft, sondern muss dem Opfer oder dessen Angehörigen eine Entschädigung zahlen. Die ursprüngliche Bedeutung von Buße war Verbesserung, sozusagen eine Wiedergutmachung des Schadens.