Frühneuzeitliche Quellen aus dem Staatsarchiv Zürich

Die «Leichtfertigkeit» einer Köchin

Stände- und Herrschaftsvorstellungen im frühneuzeitlichen Zürich: Der Gelehrte (Pfarrer) links oben betet für alle, der Kaiser rechts «streitet», das heisst herrscht über alle, der Bauer unten ernährt alle. An Stelle des Kaisers muss man sich für Zürich den Rat und Bürgermeister denken. Darstellung in der Chronik der Herrschaft Grüningen, verfasst durch den Dättliker Pfarrer Caspar Schwert, 1610 (Zentralbibliothek Zürich).

Die Hierarchie im frühneuzeitlichen Zürich ist eine nach Ständen geordnete, Angehörigen der Obrigkeit und die Untertanen haben deshalb unterschiedlichen Befugnisse und Berufe. In der historischen Realität ist diese Hierarchie aber oft weniger klar. In den ländlichen Ehegerichten etwa, die bei unehelichen Schwangerschaften zuerst eine Einigung zu erzielen suchen, finden sich neben dem Pfarrer auch Angehörige der Dorfelite. Die Zürcher Herrschaft ist auf diese lokale Mitarbeit angewiesen, damit der politische Alltag funktioniert.
Und auch der Landpfarrer kann sich nicht einfach über das Kirchenvolk hinweg setzen, wenn er dessen Gehör finden will. Trotzdem ist es für Dich entscheidend, die politischen Abhängigkeiten im frühneuzeitlichen Zürich zu kennen, um die Quellen zu finden, die Du brauchst - um dann bei deren Lektüre ein allzu statisches Herrschaftsbild eventuell zu korrigieren.

Die Instanzen im Fall Margareth Bischoff – Ergebnis

Ratsangehörige
gleichberechtigt die Kundschafter werden aus dem Rat bestimmt
Kundschafter
gleichberechtigt auch die Eherichter werden aus dem Rat bestimmt. Handelt es sich um ein dörfliches Ehegericht, können die Eherichter auch Gemeindebürger sein, die in Zürich selber nicht rats- und regierungsfähig sind
Eherichter
gleichberechtigt (Land-)Pfarrer waren in der Frühen Neuzeit in Zürich meistens Bürger der Stadt, also auch potentielle Ratsangehörige
(Land-)Pfarrer
untergeordnet (Land-)Pfarrer sind als Stadtbürger in politischer Hinsicht den Gemeindemitgliedern übergeordnet. Überdies übernehmen sie in der Gemeinde eine wichtige soziale Funktion.
Gemeindeangehörige
gleichberechtigt Margareth Bischoff ist Angehörige der Gemeinde (von Ellikon), sofern sie dort nicht eine Hintersässin ist. Dann wäre sie ein Gemeindemitglied ohne volle Dorfrechte (Nutzung der Güter, politische Rechte, handwerkliche Tätigkeit) und deshalb den anderen Gemeindeangehörigen untergeordnet
Margareth Bischoff
gleichberechtigt Margareth Bischoff und andere «leichtfertige» Männer und Frauen sind gleichberechtigt.
«leichtfertige» Männer und Frauen