Les archives d'Etat de Saint-Gall

St.Gallen, Ansicht von Westen mit Bleichefeldern. Kolorierter Holzschnitt in Wolfgang Fechters Abschrift der Vadian-Chronik, 1549, Stadtarchiv St.Gallen, Bd. 677a.

Die Stadt St.Gallen entstand um das wirtschaftlich und kulturell aufstrebende Kloster, welches 719 gegründet worden war. Die zur Herrschaft des Klosters gehörende Stadt wuchs zum Zentrum des Güterumschlags zwischen Stadt und Umland heran und gelangte im Spätmittelalter v.a. durch Leinwandherstellung und -handel zu Wohlstand.
Vom 13. bis 15. Jahrhundert rang die Stadt dem Kloster kontinuierlich Rechte und Freiheiten ab, zudem entstanden politische und wirtschaftliche Institutionen. Spätestens 1294 bestand ein städtischer Rat, seit der Mitte des 14. Jahrhunderts sind Bürgermeister und Zünfte nachweisbar, weiter wurden Gesetzgebung und Verwaltung ausgebaut. Trotz formeller Herrschaft des Abtes handelte die Stadt aussenpolitisch schon früh eigenständig, sie ging seit Beginn des 14. Jahrhunderts wiederholt Bündnisse mit schweizerischen und v.a. süddeutschen Städten rund um den Bodensee ein.
1454 wurde die Stadt St.Gallen Zugewandter Ort der Eidgenossenschaft, unterhielt aber weiterhin enge Beziehungen zum Deutschen Reich. Auch in religiöser Hinsicht emanzipierte sich die Stadt vom Kloster, sie trat zur Reformation über. 1566 erlangte die Stadt St.Gallen vollständige Selbständigkeit.
Fürstabtei und Reichsstadt existierten von da an als unabhängige und gleichberechtigte Staaten nebeneinander, bis sie im Zuge der Helvetik als souveräne Staaten aufgehoben wurden.

Wappenbuch der Stadt St. Gallen 1631, Stadtarchiv St.Gallen.

Im Verlauf der Helvetik wurde im Herbst 1798 per Gesetz die Grundlage für die bis heute in der Schweiz gültige Zweiteilung in Politische Gemeinden und Bürgergemeinden gelegt. Die Ortsbürgergemeinde und die Politische Gemeinde einigten sich jedoch erst mit der Ausscheidungsurkunde vom 29. Juni 1832 auf eine klare Abgrenzung von Eigentum und Zuständigkeiten.
Dabei stellte sich auch die Frage nach den Eigentumsrechten am bestehenden Archivgut. Es wurde beschlossen, dass die Ortsbürgergemeinde für das alte Stadtarchiv (bis 1798), das Bürgler Archiv und das Ämterarchiv zuständig sei, für das Archiv hingegen, welches aus der Verwaltungstätigkeit zwischen 1798 und 1831 entstanden war, die Politische Gemeinde zu sorgen habe.
So bewahrt das Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde den historischen Nachlass der Stadt vom 13. bis ins 19. Jahrhundert sowie das laufende Schriftgut der ortsbürgerlichen Verwaltung auf. Den Hauptteil des historischen Bestandes bilden Urkunden, Akten und Bücher des alten Stadtarchivs bis 1798, das Ämterarchiv, das Bürgler Archiv, das Spitalarchiv, das Kirchen- und Schularchiv sowie das Archiv des Kaufmännischen Direktoriums.
Weiter werden im Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde die Archive weiterer St. Galler Bürgergemeinden Straubenzell, Tablat und Rotmonten sowie zahlreiche Privat- und Firmenarchive und Sammlungen aufbewahrt.

«Archiv und Bibliothek St.Gallen», Postkarte, Stadtarchiv St.Gallen.

Am 20. April 1418 verbrannte die Stadt St.Gallen bis auf 19 Häuser. Da sich viele Urkunden, Akten und Bücher aus dieser Zeit erhalten haben, ist anzunehmen, dass bereits damals so etwas wie ein feuersicheres Archiv existiert haben muss oder dass die Schriftzeugnisse rechtzeitig in Sicherheit gebracht wurden.
Hinweise auf ein Archiv-Gewölbe über dem Irertor, einem Stadttor Richtung Norden, reichen ins Jahr 1480 zurück. Seit 1518 war nachweislich der Reformator Joachim von Watt (Vadian) für das Archiv zuständig, 1659 wurde am Rathaus ein Anbau errichtet, der drei feuerfeste Gewölbe für das Stadtarchiv enthielt. 1867 erfolgte der Umzug des Archivs vom Rathaus am Markt ins Stadthaus an der Gallusstrasse.
1901 wurde Traugott Schiess Stadtarchivar, der ab 1907 im neu errichteten Gebäude für «Archiv und Bibliothek» (heutiger Standort) an der Notkerstrasse 22, in der «Vadiana» (der heutigen Kantonsbibliothek St.Gallen) wirken konnte. Von 1935 an waren Alfred Schmid und Heinz Lienhard nebenamtliche Stadtarchivare, und 1971 wurde mit Ernst Ziegler wieder ein vollamtlicher Stadtarchivar der Ortsbürgergemeinde angestellt.
Seit 2003 hat Stefan Sonderegger das Amt des Stadtarchivars inne, unterstützt wird er dabei von Dorothee Guggenheimer, Ursula Hasler, Rezia Krauer und Thomas Ryser.

Stadtarchiv St.Gallen, Eingangshalle.

Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde St.Gallen
Notkerstrasse 22
9000 St.Gallen

Tel: 071 244 08 17 / 071 244 07 05
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