Archivaufgabe 1: Schweizer Filmwochenschau
Dokumentation oder Fiktion? - Einleitung 1
Die Wochenschau hatte den Anspruch, eine authentische, vormediale Realität zu dokumentieren, und sich dadurch als Nachrichtenmedium von den fiktiven Filmbildern, denen sie vorangestellt wurden, abzugrenzen. So wurde sie auch vom Publikum wahrgenommen. Tatsächlich sind die Wochenschauen aber ein gutes Beispiel dafür, wie unscharf die Grenze zwischen Fiktion und Dokumentation im Bereich bewegter Bilder ist. Der Dokumentarfilm, und besonders auch die Wochenschau bedient sich zwar mit Vorliebe einer Bildsprache, die Authentizität suggeriert, das ändert aber nichts daran, dass auch hier mittels Kamerabewegung und -einstellungen, Schnitt und Montage eine Geschichte erzählt wird, genau wie beim Spielfilm. Ein Ereignis lässt sich nie in seiner Totalität abbilden, die Kamera erlaubt nur einen selektiven Blick, der wiederum gewisse Aspekte des Ereignisses auf Kosten anderer privilegiert. Auch verändert die sichtbare Präsenz zu einem gewissen Masse jedes Ereignis zu einer Darstellung. Dazu kommt, dass sich reale Ereignisse oft nicht in einer Form abspielen, die sich gut von einer Kamera einfangen lässt. Deshalb, und weil der Film als teure und knappe Ressource sparsam eingesetzt werden musste, wurden die realen Ereignisse oft für die Kamera nachgestellt. Tatsächlich waren gemäss einem Kameramann der Filmwochenschau bis zu 60–70 Prozent aller Aufnahmen nachgestellt. All dies muss in der Quellenanalyse berücksichtigt werden.