Die Arbeiterhäuser an der Jägerstrasse

Blick auf die Häuser an der Jägerstrasse heute. Bild: Finn Nina Hasler, November 2019.

Die Jägerstrasse schloss direkt an das Werkgelände der SLM an. Wohn- und Arbeitsort waren für die ArbeiterInnen also in unmittelbarer Nähe. Der Besitzer der SLM, der Brite Charles Brown (1827–1905), gab die Arbeiterhäuser beim Architekten Ernst Jung (1841–1912) in Auftrag. Wie aus den Beschlüssen in den Protokollen der Baukommission und des Stadtrats Winterthur hervorgeht, wurde das Bauvorhaben im Jahr 1872 bewilligt. Im selben Jahr wurden die ersten zwölf Reihenhäuser nach englischem Vorbild der «working-class houses» erbaut. Im folgenden Jahr kamen 12 Häuser gleicher Ausführung hinzu. Die SLM erweiterte die Jägerstrasse bis 1883 mit weiteren Häusern und einem Speisesaal.

Die Reihenhäuser verbesserten die Lebensqualität der Arbeiterfamilien. Sie waren relativ günstig. Der Mietzins betrug rund 14 % eines Arbeiterlohns. Ferner waren die Häuser recht gut ausgestattet. Sie hatten einen Vorgarten und nach hinten Gartenland, auf dem die ArbeiterInnen Gemüse anbauen konnten. Jedoch begaben sich die ArbeiterInnen mit dem Bezug der Häuser in ein doppeltes Abhängigkeitsverhältnis: Der Arbeitgeber war zugleich auch Vermieter. Bei einer Kündigung verloren die ArbeiterInnen sowohl ihre Stelle als auch ihre Wohnung.

Stadtarchiv Winterthur, «Protokoll der Baukommission, Beschluss Act. 1513 vom 2. August 1872», Signatur des Bandes: STAW FB 6.

Stadtarchiv Winterthur, «Protokoll des Stadtrats, Sitzung vom 5. August 1872», Signatur des Bandes: STAW B 2/142.