Die Bestandteile des Wappens

Das wichtigste Element eines Wappens ist der Schild. Alle anderen Elemente werden dem Schild hinzugefügt. Dazu gehören Helm, Rangkronen und Rangzeichen sowie die Prunkstücke. Ein Wappen besteht normalerweise aus Schild und Oberwappen, sprich Helm, Helmzier und Helmdecke. Von einem Vollwappen spricht man, wenn zusätzlich zu Schild und Helm noch die Prunkstücke abgebildet werden.

Wappenvorlage mit etlichen möglichen Elementen. Bild: Wikimedia Commons

Der Schild ist das Herzstück des Wappens. Er muss mindestens aus einer Tinktur bestehen. Sind mehrere Tinkturen vorhanden, ist die bereits erwähnte Farbregel einzuhalten. Zusätzlich sind die Pelzwerke zu erwähnen. Es handelt sich dabei um stilisierte Muster von echten Pelzen, wie beispielsweise von Eichhörnchen, mit denen Schilde beschlagen wurden. Sie bilden eine eigene Kategorie und sind darum nicht von der Farbregel betroffen.
Sogenannte Heroldsbilder kommen oft in Schilden vor. Dabei handelt es sich um geometrische Figuren, welche den Schild teilen. Es existieren unzählige Kombinationsmöglichkeiten und Abwandlungen von Heroldsbildern. Ein Grundmerkmal ist, dass die Figuren in der Regel den Schildrand berühren.
Bei gemeinen Figuren handelt es sich um belebte oder unbelebte Objekte im Schild. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Vom Reichsapfel bis zur Narrenkappe ist alles möglich. Ein zentrales Merkmal ist die heraldische Stilisierung dieser Figuren.

Das Wappen von Oberentfelden hat eine Ente als gemeine Figur. Es handelt sich um ein sogenanntes redendes Wappen. Ironischerweise hat aber der Ausdruck "Entfelden" nichts mit Enten zu tun, sondern müsste mit "Ende des Feldes" übersetzt werden. Bild: Gemeinde Oberentfelden

Brisuren sind kleine Abänderungen des Hauptwappens, z.B einer Familie. Dadurch wurden Nebenlinien, jüngere Brüder oder Bastarde im Wappen sichtbar. Brisuren, auch Beizeichen genannt, bilden keine eigene Kategorie, sondern sind meist Heroldsbilder oder gemeine Figuren. Ist eine Brisur bekannt, kann dies viel über die Stellung des Wappenträgers aussagen. Um Beizeichen zu erkennen, ist aber eine gute Kenntnis des Hauptwappens zentral.
Die Schildform veränderte sich im Laufe der Zeit und passte sich den Notwendigkeiten des Kampfes an. Sie ist auch regional sehr unterschiedlich. Die Form lässt also Rückschlüsse auf die Herkunft des Schildes zu. Die verbreitetste Schildform bis heute sind die Dreiecks- und Halbrundschilde.

Die Schildformen haben keinen tieferen heraldischen Sinn und sind auch für die Beschreibung (Blasonierung) von Wappen nicht relevant. Bild: Wikimedia Commons

    

Eine sehr kleine Auswahl an gewöhnlichen Heroldsbildern. Theoretisch ist eine unendliche Anzahl an Kombinationen möglich. Bild: Wikimedia Commons

Der Vorstellung sind bei den gemeinen Figuren keine Grenzen gesetzt. Das Gemeindewappen von Itingen ziert beispielsweise ein fliegender Fisch. Bild: Gemeinde Itingen BL

Diese Darstellung eines Turnierkampfes aus dem Codex Manesse zu Beginn des 14. Jh. zeigt die enge Verbindung von Ritter, Helm und Turnier. Alle Ritter sind leicht an ihrer Helmzier zu erkennen und den besiegten Rittern wurde der Helm bereits vom Kopf geschlagen. Bild: Universitätsbibliothek Heidelberg

                      

Anhand dieses Wappens von Österreich um 1500 lassen sich die Helmzier, die hier aus gebündelten Pfauenfedern, heraldisch Pfauenstoss, besteht, die goldene Helmkrone und die verschnörkelte Helmdecke aufzeigen. Bild: Wikimedia Commons

Helm und Schild wurden lange nicht als Einheit, sondern als einzelne Elemente wahrgenommen. Bereits ab dem 13. Jh. sind Helme aber Teil des Wappens und wurden immer mehr untrennbar miteinander verbunden. Besonders wichtig war der Helm bei der Helmschau an Turnieren. Dabei wurde der Helm der Teilnehmer von Herolden auf die Turnierfähigkeit und Einhaltung heraldischer Regeln überprüft.

Der Helm ist nach dem Schild das zweitwichtigste Element eines Wappens. Der Helm sitzt auf dem Schild oder wenn der Schild gedreht ist, auf dem obersten Eck. Es können auch mehrere Helme auf einem Schild angebracht sein. Es gibt grundsätzlich vier in der Heraldik übliche Helmarten. Topf- und Kübelhelme sind die frühesten in der Heraldik gebräuchlichen Helme und wurden auch im Kampf gebraucht, Stech- und Spangenhelm sind dagegen Turnierhelme. Helme sind in der Regel metallfarben, das heisst silbern oder golden.

Wichtigster Bestandteil des Helms ist die Helmzier. Durch diese wird der Helm erst heraldisch und einzigartig. Es handelt sich dabei um Objekte, die am Helm angebracht wurden. Weit verbreitet waren Federn, Hörner, aber auch menschliche Figuren oder Tiere. Helmzierden wurden tatsächlich an Helme angebracht und kamen wohl vor allem an Turnieren zum Einsatz. Beim Kolbenturnier war es sogar das Ziel, den Helmschmuck des Gegners abzuschlagen.
Ein weiteres Element ist die Helmdecke. Sie ist ein Mäntelchen, das am Helm angebracht wurde und an diesem herabhängt. Während die Helmdecken im 13. und 14. Jh. noch eher kurz waren, wurden sie im Laufe der Zeit immer grösser und verschnörkelter. Im 16. und 17. erinnern diese Helmdecken dann an komplexe Ornamente.
Zuletzt sind noch Wulst und Helmkrone zu erwähnen. Beide haben die Funktion, die Helmzier auf dem Helm zu fixieren. Der Wulst war eine einfache Binde. Vor allem bei adligen Wappen ersetzt die Helmkrone diesen Wulst.

Dieses Wappen der Katholischen Könige Spaniens im Kloster San Juan de los Reyes in Toledo zeigt eindrücklich den Einsatz von Rangkronen. Bild: Wikimedia Commons

Weltliche Rangkronen sind Teile des Oberwappens und kamen ab dem 16. Jh. in Wappen vor. Sie ersetzen in diesen Fällen die Helme. Die verschiedenen Kronen und Hüte entsprechen der hierarchischen Rangordnung der europäischen Reiche. Da sich aber nie ein in ganz Europa gültiges System von Kronen und Hüten ausbildete, gibt es grosse regionale Unterschiede. Um die Kronen einordnen zu können, sind Kenntnisse der jeweiligen Kronenhierarchie nötig.
In der kirchlichen Heraldik ersetzten die kirchlichen Rangzeichen bereits im Mittelalter die Helme, später konnten jedoch sowohl Helme als auch Rangzeichen im Oberwappen vorkommen. Die Rangzeichen waren Kopfbedeckungen wie Tiara und Mitra, wobei die an den krichlichen Hüten herabhängenden Quasten, sogenannte Fiocchi, ein spezielles Element der kirchlichen Rangzeichen sind.

            

Wappen von François de Sales, Heiliger und Fürstbischof von Genf, in der Kirche von Beaufort-en-Valée. Schön erkennbar sind hier der Galero, der breite Hut, und die seitlichen Fiocchi als kirchliche Rangzeichen. Bild: Wikimedia Commons

Das grosse Wappen des Königreichs von Preussen um 1900 zeigt eine reiche Vielfalt an Prunkstücken. Beidseits stehen zwei Wilde Männer als Schildhalter, ein riesiger Wappenmantel umspannt den Schild und etliche Orden sind unter dem Schild erkennbar. Bild: Wikimedia Commons

Prunkstücke oder Prachtstücke ergänzen das Wappen und geben ihm eine spezielle Bedeutung oder eine persönliche Note. Prunkstücke können wiederum in verschiedene Kategorien eingeteilt werden:
Die Schildhalter sind ein beliebtes Prunkstück. Dabei handelt es sich um Menschen, Tiere oder Objekte wie Säulen oder Bäume, die sich an den Seiten des Schildes befinden. Sie kamen schon sehr früh, bereits im 12. Jh., in Siegeln vor. Da sie zu den Nebenstücken des Wappens gehören, unterstehen sie auch keinen strengen heraldischen Regeln. Sie wurden frei gestaltet und sind oft weniger stilisiert.
Wappenmäntel, auch Wappenzelte, fungieren als Hintergrund des Wappens. Meist aussen purpur oder rot und innen mit Hermelin gefüttert, umspannen sie das Wappen. Da sie eigentlich immer an einer Rangkrone aufgehängt sind, kommen sie nur in adligen, fürstlichen und königlichen Wappen vor.
Die Amts- und Würdezeichen gehören ebenso zu den Prunkstücken. Sie haben die Funktion, das Amt, den Rang oder den Titel des Wappenhalters anzuzeigen. Man kann hier grundsätzlich zwischen kirchlichen und weltlichen Zeichen unterscheiden. Zu ersteren gehören vor allem Schlüssel oder Stäbe, bei zweiteren gibt es eine Reihe von Zeichen wie das Jagdhorn, Kanne oder Zepter. Sie befinden sich meist in doppelter Zahl in Schrägstellung hinter dem Schild.
Die Zugehörigkeit zu einem Orden kann durch ein Prunkstück ausgedrückt werden. Teilweise wurden dabei die Ordenskreuze unter den Schild gelegt. Meistens wurde die Ordenskette aber um den Schild gelegt.
Es können auch Sprüche vorkommen, was man in der Heraldik als Feldgeschrei und Devisen bezeichnet. Beim Feldgeschrei, auch Panier oder Schlachtruf, handelt es sich um kurze Wortgruppen, die über dem Helm schweben. Sie haben ihren Ursprung in der Kampfpraxis. Diese kurzen Sprüche sollten verbündete Gruppen im Kampf motivieren, den Feind abschrecken und zur Orientierung dienen. Ähnlich zu diesen sind die Devisen oder auch Wahlsprüche. Diese befinden sich in der Regel unter dem Schild. Sie sollen das persönliche Motto des Schildhalters zum Ausdruck bringen, also dessen Überzeugung und Einstellung widerspiegeln.